
Michael Urban
Auf der einen Seite gibt es nur wenige Sportarten, die Mike Urban noch nicht ausprobiert hat. Tennis, Fußball, Basketball, Handball, Beachvolleyball, Fitness, Wing Tsun, Capoeira, Surfen und Skifahren waren die Aktivitäten, in die wohl am meisten Zeit geflossen sind. Das Leben auf dem Land, in diesem Fall der idyllischen Hallertau in Bayern, macht erfinderisch. Im Basketball kämpfte er sich als Spieler (trotz Hobbit-Statur) bis in den semiprofessionellen Bereich vor, als Trainer verfügt er über die A-Lizenz und entwickelte den ein oder anderen Jugendbundesligaspieler.
Auf der anderen Seite ist Mike Geisteswissenschaftler (M.A. Englisch, Philosophie, Bühne/Film/Medien, Mündliche Kommunikation) und passionierter „Nerd“, der die kreativen Künste, Fantasy und Spiele liebt. So hat es nicht lang gedauert, bis die ersten Crossovers entstanden. Für seine Freunde organisierte er als Hochzeitsgeschenk eine 15-Kilometer-Wanderung, auf der sie die 12 Aufgaben des Herkules erledigen mussten. Mit seiner besseren Hälfte ist er schon einige Hundert Kilometer am Grünen Band gewandert. So manches Areal hat er schon in Cross-Kubb-Duellen erschlossen, egal ob Waldstück, Strand, verschneite Wiese oder ein Bushäuschen im Regen. Seine Teams führte er in den Wald zum Capture-the-Flag-Spielen oder auf Nachtwanderungen zum Biergarten. Und 2019 fand Mike schließlich heraus, dass man diese wunderbaren Unternehmungen unter dem Begriff „Micro Adventures“ verstehen konnte… Alastair Humphreys sei Dank!
Michael Urban,
Würdest du dich als einen klassischen Outdoor-Enthusiasten bezeichnen?
„Ich glaube eher weniger (lacht). Ich habe weder viel beziehungsweise spezielle Ausrüstung noch irgendein Spezialgebiet. Ich probiere alles Mögliche gerne aus. Früher waren wir mit der Familie oft in den Bergen und im Lechtal, auf der von der Familie meines Vaters selbst gebauten Hütte in einem Almdorf ohne Strom und warmes Wasser. Und mein Vater ist Jäger, da habe ich ab und an im Revier geholfen. All das und auf dem Land aufzuwachsen, das hat sicher geprägt. Ich jogge gerne einfach mal los mit dem Ziel, stets unbekannte Wege zu nehmen. Dadurch komme ich manchmal später heim als gedacht, begegne aber unerwarteten, schönen Plätzen und neuen Menschen. Mal bin ich mit meiner Frau beim Fernwandern am Grünen Band oder laufe mit ihr den Isel-Trail (eine Weitwanderweg in Osttirol). Mal erkunde ich mit einem Kumpel und meiner Kamera South Carolina nach verschiedenen Regionen, Trails und Naturdenkmälern. Mal nehme ich mein Basketball-Team zum Capture-the-Flag-Spielen mit raus in den Wald oder mache mit ihnen eine Nachtwanderung zu einem Biergarten. Mal spiele ich mit Freunden Kubb, wo es uns gerade gefällt: im Bushäuschen bei Regen, im verschneiten Wald, auf dem Feldweg, am Wiesenhang in der Toscana oder am Strand. Mal organisiere ich eine Tageswanderung mit 12 Quests aus der griechischen Mythologie als Hochzeitsgeschenk für ein befreundetes Pärchen (am Ende doch ganz schön hardcore gewesen…). Mal entführe ich an Weihnachten meinen Bruder auf eine spontane, mitternächtliche Fackelwanderung. Oder ich widme ein ganzes Jahr dem Thema „Micro Adventures“. Daraus ist dann mit meinem Freund Tobias ein Buch mit über 45 Abenteuern und 300 Bildern entstanden („Abenteuer Hallertau – Micro Adventures im Hopfenland“). Ich mag es, genau hinzuschauen und zu staunen. Ich mag das Erholsame, das Wilde, das Kreative, das Geheimnisvolle abseits der festgetrampelten Pfade. „The Great Outdoors“, davon lasse ich mich gerne verzaubern und inspirieren.“
Was verbindet dich mit der Region der Hallertau?
„Tja, hier bin ich ab meinem zweiten Lebensjahr aufgewachsen und immer wieder zurückgekehrt. Hier kann ich einfach aus dem Gartentürchen hinten rausgehen und schon bin ich im Grünen und kann viele verschiedene Wege und verwinkelte Ecken erkunden. Es ist trotz der starken landwirtschaftlichen Nutzung eine Gegend, die sich einen geheimnisvollen Charakter bewahrt hat und irgendwie aus der Zeit gefallen ist. Ihre Grenzen sind nicht genau definiert und sie ist größer als viele denken. Über unser Micro-Adventure-Buch haben Tobias und ich die Region ausgiebig erkundet und viele Besonderheiten gefunden: fleischfressende Pflanzen, wilde Orchideen, eine 1000-jährige Eiche, Dünen im Kiefernwald, Schwefelquellen, Wacholderheiden, Auenlandschaften mit altem Bruchwald und tanzenden Glühwürmchen, Eisvögel an Flussläufen, alte, verlassene Bauernhöfe, kleine Schlösser und Burgen, Spuren der Kelten und Römer und natürlich den würzigen Hopfenduft zur Erntezeit in lauen Spätsommernächten. Und es gibt noch viele weitere kleine Wunder und Geschichten, die nur darauf warten entdeckt zu werden, aber auch geschützt werden wollen.“
Was macht für euch einen Tag in der Natur zum Erlebnis?
„Wenn ich den Sinn für die Zeit verliere und das Leben sich auf die einfachen Dinge reduziert. Wenn ich staunen kann. Zum Beispiel, wenn ein Reh im Gegenlicht der untergehenden Sonne unter einem Apfelbaum zu äsen beginnt und mich gar nicht bemerkt. Oder wenn ich einen unbekannten Weg gehe und plötzlich weiß, wo ich bin und dass ich die richtige Richtung erwischt habe. Wenn ich auf einmal das Herumhüpfen, Singen oder Lachen anfange, weil es mir in der Natur so gut geht. Das kann durch schöne Motive in der Landschaft geschehen, durch frische, feuchte Luft beim Joggen im Wald oder einen zauberhaften Platz für eine Essenspause. Wenn der Körper auch mal etwas leisten muss und man seine Grenzen austestet. Wenn man sich – wenn auch nur für einen Moment – mit der Unendlichkeit der Natur verbinden und in ihr auflösen kann. Und besonders schön ist es, diese Momente mit Gleichgesinnten teilen zu können.“
Und zu guter Letzt: Hast Du einen LOWA-Lieblingsschuh? Welcher ist das?
„Der MADDOX GTX LO – wirklich ein super Schuh: leicht, vielseitig und trotzdem hart im Nehmen. Er hat mir in einem Jahr mit über 40 Micro Adventures schon sehr gute Dienste erwiesen, egal ob beim Wandern, Baumklettern, Herumhüpfen im Sumpf, Querfeldein-Erkunden, Radeln oder beim Laufen, wenn es mal nötig war.“